Mit diesem Artikel möchte ich Sie einladen, mit mir einen kleinen philosophischen Spaziergang über Erkenntnis und daraus resultierende Fehleinschätzungen zu machen. Dabei soll mir das Denkverhalten der modernen Physik helfen, klar zu machen, dass wir es uns nicht leisten können, einseitig nur ein Denkschema zu übernehmen und zu glauben, dass wir damit die ganze Fülle von Phänomenen erklären können, mit denen uns der Kosmos konfrontiert.

Der Artikel soll dazu dienen, die Relativität unserer Denkprozesse zu erkennen, und damit dazu beihelfen, die bei grossen Teilen der Bevölkerung bestehende Kluft zwischen Medizin und geistigem Heilen zu überbrücken. Es soll deutlich werden, dass beide Disziplinen ihre eigenen, ebenbürtigen Denkweisen haben, die letztlich in beiden Fällen nicht vollumfänglich bewiesen werden können, da unser menschlicher Geist immer nur zu bruchstückhaften Einsichten kommt. Ich möchte zeigen, dass die so genannt wissenschaftliche Betrachtungsweise im materiellen Bereich trotz grosser Vereinfachung der wirklichen Gegebenheiten zu recht guten Resultaten kommen kann, dass sie aber sicher nicht geeignet ist, die Prozesse des Lebens, welches wesentlich nicht materiell ist, vollumfänglich zu erfassen. Dafür ist sie unangemessen. Sie versucht laufend, materielle Kriterien auf eine nicht materielle Welt zu übertragen, und vernachlässigt dabei, dass in zwei verschiedenen Welten verschiedene Gesetzmässigkeiten herrschen können. Wozu eine solche Übertragung führen kann, zeigt weiter unten im Artikel die moderne Physik auf mit der Heisenbergschen Unschärferelation (siehe unten). Die wissenschaftliche Betrachtungsweise versucht zu analysieren, über rationale Prozesse zu Lösungen zu gelangen.

Das Geistige Heilen versucht, Lebensprozesse zu leben, ohne sie erklären zu wollen, aus der Erkenntnis heraus, dass die Erklärungen sowieso immer nur Teilwahrheiten sind. Es versucht das zu machen, was wir in unserem Körper eigentlich dauernd tun: teilhaben an der Lebenskraft, sie als selbstverständlich dankend anzunehmen und nicht zu behindern, und uns ehrerbietig zu verneigen vor den wunderbaren Prozessen, die ungehindert durch unser Nichtwissen sich entfalten. Wie wunderbar diese Lebenskraft wirkt, wird uns ja meist erst dann bewusst, wenn Krankheit uns daran erinnert, was für komplizierte Vorgänge da laufend in unserem Körper normalerweise geregelt ablaufen.

Medizin und Heilen aus der Sicht der Masse.

Je stärker sich die Schulmedizin entwickelt, je „wissenschaftlicher“ sie wird, desto grösser wird die Kluft zwischen ihr und der eigentlich älteren Tradition des Heilens. Womit hängt dies zusammen?

Ich glaube, dass dafür sehr wesentlich die Art der Betrachtung der beiden Phänomene verantwortlich ist. Bei der Schulmedizin glaubt die Öffentlichkeit mehrheitlich, dass sie auf unumstösslichen Tatsachen, auf eindeutigen, unbezweifelbaren, bewiesenen Grundlagen fusse, die in aller Regel immer wiederholt werden können und in allen Situationen unumstösslich gleich reproduzierbar seien. Es herrscht also die Meinung, dass es sich dabei um ewig gleich bleibende Phänomene handle, um Naturgesetze.

Beim Heilen hingegen nimmt der Laie an, dass es sich dabei um ein vages Vorgehen handle, das den Launen des Momentes folge, uneinsehbar für den Betrachter, von Glaubenssätzen umwoben, nicht nachvollziehbar für die Allgemeinheit, um schiere magische Vorgänge, die keinen Gesetzmässig -keiten folgen sondern höchstens schamanischen Ritualen, die ihre Kraft nur aus dem Glauben des Betrachters schöpfen. Bestenfalls gesteht man dem Heilen zu, es aktiviere im Geheilten die psychischen Kräfte und führe so auf beinahe selbsthypnotische Weise zum Ziel. Was also im einen Fall Hilfe bringen kann, ist scheinbar nicht wieder nachvollziehbar in einem anderen, ähnlichen Fall.

Wissenschaftliches Denkprinzip.

Um das ganze ein bisschen zu hinterschauen, müssen wir uns bewusst sein, wie Wissenschaft arbeitet.

Am Anfang einer jeden wissenschaftlichen Hypothese steht eine Theorie. In dieser Theorie gibt es Elemente, die im Lauf der Forschungsarbeit bewiesen und mit Tests und Studien (z.B. die berühmten Doppelblindstudien) untermauert und als gesichert dargestellt werden müssen.

Ebenso gibt es aber in dieser Hypothese Elemente, die axiomatisch als gegeben angenommen werden, die also nicht hinterfragt werden.

Was ist ein Axiom? Laut Brockhaus ist ein Axiom ein „Grundsatz, der nicht von logisch früheren Sätzen abgeleitet, d.h. nicht bewiesen werden kann. Die Axiome sind aber darum nicht unbegründete Annahmen. Aus ihnen können Sätze und Begriffe abgeleitet werden. Bezüglich der Art ihrer Begründung und ihrer systematischen Bedeutung gehen die erkenntnistheoretischen Richtungen auseinander“. – Ursprünglich aus der Geometrie stammend, hat die axiomatische Denkweise auch Eingang gefunden in den empirischen (auf Erfahrung, Beobachtungen, Messungen Experimenten) basierenden Wissenschaften wie Physik, Medizin, Wirtschaftstheorie etc.

Kommen wir auf eine Kernaussage über das Axiom zurück: es kann nicht bewiesen werden. Es wird also als einfach so existierend angenommen. Es ist einfach so. Man kann sich nicht vorstellen, dass es anders sein könnte. Eine wahrlich recht unsichere Basis, um darauf Theorien zu gründen, die nachher Anspruch auf Absolutheit erheben!

Die Annahme, dass ein solches Axiom nicht ganz oder nicht der ganzen Wahrheit entspricht, ist wohl sehr berechtigt, müssen wir doch davon ausgehen, dass der menschliche Geist eher beschränkt ist und so viele Grundwahrheiten des Kosmos noch gar nicht entdeckt hat.  – Jedes Wunder ist doch eigentlich nichts anderes als ein gesetzmässig ablaufendes Ereignis, dessen Gesetzmässigkeit vom menschlichen Geist noch nicht erkannt wurde, ihm daher unbegreiflich, unfassbar erscheint. So wäre ein Flugzeug im 19. Jahrhundert echt noch ein Wunder gewesen. Inzwischen haben einige findige Köpfe die Gesetzmässigkeiten hinter dem Flugprozess erkannt und damit das Wunder entmystifiziert. Man kann inzwischen fliegen, das ist nichts Wunderbares mehr, obwohl die allermeisten Menschen selbst die Gesetzmässigkeit nicht kennen und selbst nicht in der Lage wären, ein Objekt fliegen zu lassen.

Diese Axiome sind also die Grundlagen einer wissenschaftlichen Theorie. Darauf werden nun riesige Konstruktionen gegründet, die z.Teil unglaublich komplex und unüberschaubar werden. Wie leicht geschieht es da, dass die Axiome, die zu Grunde liegen, und die vielleicht nur in einer beschränkten Situation Gültigkeit haben, nachher für allgemeingültig erklärt werden. Man vergisst dann leicht die Grundsituation, aus der heraus argumentiert wurde und macht zum allgemeinen Gesetz, was nur beschränkt gültig ist.

Entstehung der Denkansätze der modernen Physik.

Die Physik des 19. und anfänglichen 20. Jahrhunderts hatte noch eine Denkweise, die davon ausging, bei genügend grosser geistiger Kapazität die Welt eindeutig erkennen zu können. Sie folgte dem Kausalitätsprinzip. Die 3 Prinzipien, Kausalität, Stetigkeit und Objektivierbarkeit waren die Grundpfeiler der damaligen Physik.  – Das Billardspiel veranschaulicht die Denkweise. Ein Stoss mit dem Queue führt bei gleicher Ausgangslage der Kugeln, wenn er immer genau gleich ausgeführt wird, zu immer dem gleichen Resultat. Gleiche Ursachen erzeugen gleiche Wirkungen. Nichts ist Zufall. Diese Betrachtungsweise des Resultates geht davon aus, dass in diesem Experiment des Billardspieles alle nur denkbaren Umstände und bedingenden Begebenheiten erschöpfend erfasst wurden.

Im Dezember des Jahres 1900 wurde diese Denkweise zu Grabe getragen mit dem Vortrag von Max Planck vor der Berliner Physikalischen Gesellschaft, einem Vortrag über die Wärmestrahlung so genannter schwarzer Körper. Das Denkmodell jener Zeit nahm an, dass ein erhitzter Körper Wärmeenergie in konstanter Strahlung abgibt. Die Experimente  dieser Strahlung widersprachen aber unerklärlicherweise den klassischen Modellen. Planck hatte die geniale Idee, dass die Energie nicht konstant, sondern sozusagen häppchenweise, in so genannten Energiequanten, abgestrahlt wurde. Das war die Geburt der Quantentheorie.

Das Billardspiel aus Sicht der Quantentheorie angesehen, ergäbe dann folgendes Bild: Wären die Kugeln Quantenobjekte, so könnten sie nur mit bestimmten Geschwindigkeiten über den Tisch rollen, die alle ein Vielfaches einer Grundgeschwindigkeit darstellen. Wenn diese z.B. 2cm/sek beträgt, könnten die Kugeln also nur mit 4, 6, 8, 10 cm/sek etc dahinrollen, nicht aber mit 3,5,7cm /sek etc.

Einstein war zuerst enorm gestört in seinem Denken durch diese Entwicklung. Er führte sie aber schliesslich fort, indem er Licht auffasste als Photonen, also als Lichtquanten, nicht mehr als Welle.

Die Ansicht der Doppelnatur des Lichtes, sowohl als Welle wie auch als Quanten, setzte sich immer mehr durch.

Der Franzose Louis Victor de Broglie postulierte dann 1924, dass auch Materie im atomaren Massstab eine Doppelnatur haben müsse. Das Elektronenmikroskop gab ihm Recht. Auch Elektronen oder ganze Atome haben Wellen- und Teilcheneigenschaften zugleich.

Um die Verunsicherung vollkommen zu machen, entwarf der Physiker Werner Heisenberg 1927 die Unschärferelation, d.h. Begriffe wie Ort und Geschwindigkeit werden unscharf, sie sind zueinander komplementär. Man kann bei Elektronen in einer Nebelkammer die Spur, die sie hinterlassen, unmöglich präzise verfolgen, wie das beim Billard ja ohne weiteres möglich wäre. Entweder kennt man den Ort, wo das Elektron ist, und weiss aber nichts über seine Geschwindigkeit, oder man kennt die genaue Geschwindigkeit, aber der Ort ist ungewiss.

Warum diese Unmöglichkeit eines genauen Verständnisses im atomaren Bereich? Alle Experimente zur Untersuchung des Mikrokosmos müssen im Makrokosmos durchgeführt werden. Das Denken des Makrokosmos wird also notgedrungen auf den Mikrokosmos übertragen, was bei der ungeheuren Differenz der Dimensionen und der Auswirkung immer feiner werdender Kräfte im Mikrokosmos zwangsläufig zu Missverständnissen führen muss.

Die Erkenntnis der Physik im Quantenbereich geht heute nur so weit, dass Wahrscheinlichkeiten postuliert werden können. Für den praktischen Umgang mit der Natur reicht dies auch aus, denn meist hat man es mit einer Unzahl von Quantenobjekten zu tun (1 g Uran = ca. 1022 Atome). Und wenn sehr viele Objekte beteiligt sind, wird – laut Statistik – aus den vielen Einzelwahrscheinlichkeiten berechenbare Gewissheit. Eine Gewissheit, die mindestens ausreichend ist, um Computerchips, Kernspintomographen oder Atomkraftwerke leidlich funktionieren zu lassen.

Sobald jedoch einzelne Quantenobjekte untersucht werden, hat die moderne Physik erkannt, dass es ihr unmöglich ist, die Natur zu begreifen oder sie gar im Griff zu haben.

Moderne Physik und alte Weisheit.

Die moderne Physik hat also durchaus erkannt, dass früher undenkbare Dinge, wie z.B., dass fest gefügte Materie eine andere Erscheinungsform von Energie ist, und dass die eine Erscheinungsform ohne weiteres sich als die andere manifestieren kann. Materie kann also sich in nicht mehr anfassbare und klar umrissene Energie verwandeln, oder Energie kann sich zu Materie verdichten. Einsteins Formel E=mc2, zeigt es deutlich. Die moderne Physik hat auch ansatzweise bereits erkannt, dass der Grundbaustein der Materie letztendlich Licht ist.

Und hier geben sich nun moderne Physik und jahrtausende alte Philosophie wie die Veden oder der Buddhismus die Hand. Die moderne Physik ist teilweise wieder zu dem geworden, was früher mit dem Namen Meta-Physik benannt wurde, also eigentlich das, was jenseits der Physik, der Lehre von der (materiellen) Natur liegt.Dabei wird offensichtlich, wie sehr sich die Ansichten z.B. zwischen moderner Physik und Buddhismus annähern.

Wen kann übrigens die Wandelbarkeit der Materie ernstlich erstaunen, wenn wir uns einmal die räumliche materielle Verteilung in der Materie am Atommodell bewusst machen. Der Aufbau eines Atoms entspricht etwa dem, was wir im Kosmos z.B. räumlich im Sonnensystem sehen: die Sonne als Kern, die Planeten als die Elektronen, die um den Kern kreisen. Wenn wir also den ganzen Raum  dreidimensional betrachten, den ein Atom einnimmt vom Kern bis zum äussersten Elektron, müssen wir feststellen, dass der Anteil an Materie in diesem immensen Raum verschwindend klein ist. Zur Verdeutlichung: ein 30 000 Tonnen schweres Schiff würde, wenn nur die intermolekularen Räume ausgemerzt würden, auf einem Stecknadelkopf Platz finden. Wohl verstanden, nur die leeren Räume zwischen den Molekülen wären dabei ausgeschaltet, die interatomaren Räume beständen immer noch!

So betrachtet, kann man sicher mit Recht sagen, dass alle auf dieser Erde existierende Materie ungeheuer luftig ist, auch wenn sie dies für unsere sinnliche Erfahrung überhaupt nicht zu sein scheint.

Annäherung unserer Denkweise an die moderne Physik.

Wagen wir nun, nach all den eben gesagten Dingen, einen kleinen Denkversuch. Wir haben alle schon gehört von Leuten, die durch die Wand gehen konnten, oder von Menschen, die sich mit Schwertern durchbohren, ohne Schaden zu nehmen (bei den Hindufesten kann dies auch heute immer wieder beobachtet werden), oder z.B. von Voodoo- Zaubereien, die der physikalischen Gesetze zu spotten scheinen, indem Dinge materialisiert  oder zum Verschwinden gebracht werden. Auch von Heiligen werden immer wieder Materialisierungen berichtet. Ist dies so wunderbar im Angesicht der modernen Physik oder der Tatsache, dass Materie eigentlich aus lauter Luft besteht und v.a. auch überführbar ist in nicht materielle Zustände und umgekehrt? Ist nicht eher offensichtlich, dass da Gesetzmässigkeiten gehandhabt werden, die bis jetzt nicht bekannt, resp. nur von einigen wenigen beherrscht werden? Im Licht der modernen Physik müsste man mindestens einräumen, dass dazu die Wahrscheinlichkeit besteht. Ebenso werden gewisse „wunderbar“ anmutende Heilvorgänge im Lichte dieser Denkweise sehr viel realer.

Geburt von Materie aus dem Nichts

Die moderne Physik kennt also Denkansätze, die zulassen, dass Materie auf nicht materielle Weise beeinflusst werden kann (Quantentele- portationsexperiment von Zeilinger, siehe oben). Sie kennt auch Theorien, dass aus dem Nichts etwas entsteht.

Theoretische Berechnungen zeigen auch, dass in Gegenwart superstarker elektrischer Felder ein Elektron und sein Antiteilchen, ein Positron, aus dem leeren Raum, also aus dem Nichts entstehen.

Ebenso zeigt die moderne Astrophysik, die sich mit dem Vakuum im Weltraum befasst, diverse Phänomene, die darauf hinweisen, dass buchstäblich aus dem Nichts materielle Dinge entstehen.

Der aufgeklärte Zeitgenosse, der also heute noch behauptet, Phänomene wie das Heilen, oder Materialisationen etc. seien purer Unsinn, Hirngespinste aus den rauchenden Köpfen einiger überspannter Exzentriker, muss sich mindestens bewusst sein, dass er sich bei seinen Aussagen nicht mehr auf die modernen Wissenschaften beziehen kann. Im Gegenteil, diese ziehen ihm langsam, aber immer unerbittlicher, den so sicher geglaubten Boden menschlicher Rationalität unter den Füssen weg.

Medizinische Verhaltensmuster.

Kommen wir zurück zum eigentlichen Ausgangspunkt: Medizin und geistiges Heilen. Nach den obigen Ausführungen wird klar, dass die Medizin in dem Bereich arbeitet, von dem wir gesagt haben, unser Wissen und unsere Arbeitshypothesen sind genügend, um mit der Natur arbeiten zu können. Die Medizin hält sich an aus Erfahrung und Experimenten gefundene „Gesetzmässigkeiten“ und vernachlässigt dabei immer wieder die Möglichkeit, dass noch andere Reaktionen auch in Frage kämen.  So hält man sich an empirische Messwerte, Grenzwerte, die, werden sie über -schritten, den Tod bedeuten. In aller Regel gilt es sicher, diese Werte zu beachten. Nur zeigt die Praxis, dass hie und da menschliche Wesen diese Grenzwerte zum Teil massiv überschreiten und aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz doch noch leben. (Ich habe selbst einen solchen Leukämiepatienten gehabt.)

Auch die heutige Medizin hat eine gewaltige Evolution hinter sich, wie die Physik. Die Selbstsicherheit in medizinischen Therapien ist dabei arg ins Wanken geraten. Dies liegt nicht so sehr an einer stärkeren Hinterfragung der axiomatischen Denkweise als dies früher der Fall war, sondern ist eine Folge nicht zuletzt der gewaltigen Flut von Studien, die in ihrer Widersprüchlichkeit nicht grösser sein könnte. Es gibt kaum ein Gebiet der Medizin, wo nicht gegensätzliche Studien zu finden wären. So weiss der einzelne Arzt langsam nicht mehr, wo er sich eigentlich orientieren kann. Das kann zu 2 Verhaltensmustern führen, die eher negative Auswirkungen haben: die einen verstecken sich hinter sogenannten Autoritäten und verweigern damit eine Entwicklung ihres eigenen Wissensstandes und lehnen es ab, Eigenverantwortung zu übernehmen für ihr Tun. Die andern werden verunsichert und glauben schlussendlich nur noch, was sie selbst in ihrer Tätigkeit feststellen konnten. Damit beschränken sie natürlich ihr Wissen und die Reichhaltigkeit der möglichen Therapieformen.

Gerade dort, wo es um Behandlung von schweren Krankheitsbildern geht, wie z.B. Krebs, stellt man fest, dass die Medizin stark dogmatisch wird. Wenn man bei anderen Fällen ev. noch andere alternative Massnahmen gelten lässt, so wird im Bereich Krebs sehr unwirsch reagiert, wenn man von den medizinischen Behandlungsformen  wie Chemotherapie und Bestrahlungen abweicht. Wie viele Chemotherapien wurden schon durchgeführt, obwohl es genügend Studien gibt, die nachweisen, dass Chemotherapie z.B. bei Organkrebs nur ausserordentlich unwesentlich helfen kann. Die Nebenwirkungen sind aber verheerend.

Es wird also hier der Eindruck erweckt, als verfüge die Medizin über die einzig valablen Behandlungsmethoden. Andere Methoden werden oft ohne Gegenbeweise abgetan als unwirksam oder sogar als Scharlatanerie.

Und dies, obwohl auch für andere Methoden z.B. rein geistiger Natur genügend Studien existieren, die nachweisen, dass Wirkung und völlige Heilung erzielt wurde.

Aborigenes und Heilung:

Ich möchte hier in extenso eine Überlegung von Marlo Morgan aus ihrem Buch „Traumfänger“ wiedergeben, einer Ärztin, die einige Zeit bei einem Stamm der Aborigenes in Australien verbrachte und dort mit einer Kultur in Berührung kam, die Lichtjahre entfernt ist von dem, was Touristen über die Aborigenes wissen. Es handelt sich also, wie gesagt um ein Ärztin, die ihre Einstellung unter dem Druck des Erlebten sehr verändern musste, hin zu einer Haltung, die wohl oder übel erkennen musste, dass die Schulmedizin noch längst nicht alle Erkenntnisse besitzt und dass im alternativen Bereich Geheimnisse schlummern, denen die Wissenschaft noch lange nicht beikommt.

Ein Mann war in einen Abgrund gestürzt und hatte sich einen schweren, offenen Beinbruch zugezogen, der dann auf absolut wunderbare Weise in kürzester Zeit wieder geheilt wurde. Der Beinbruch war inszeniert worden, um der Ärztin auf drastische Weise zu zeigen, dass es noch weitere Möglichkeiten der Heilung gibt: In einer langen Diskussion mit dem Medizinmann und der Heilerin lernte ich eine aussergewöhnliche neue Einstellung zum Thema Krankheit und Gesundheit kennen. „Heilung hat überhaupt nichts mit Zeit zu tun“, sagten sie mir. „Der Heilungsprozess und die Erkrankung sind eine Sache von Sekunden.“ Ich interpretiere ihre Aussage so, dass der menschliche Körper auf der Ebene der Zellen ganz, harmonisch und gesund ist. Dann tritt plötzlich innerhalb von Sekunden eine erste Störung oder Anomalie in einem Teil einer Zelle auf. Es kann Monate oder sogar Jahre dauern, bis die ersten Symptome diagnostiziert werden. Heilung ist der umgekehrte Prozess. Der Mensch ist krank, seine Gesundheit wird schlechter, und deshalb erhält er, je nachdem, in welcher Gesellschaft er lebt, irgendeine Form von Behandlung. Innerhalb von Sekunden verschlechtert sich der Zustand des Körpers nicht mehr weiter, und der erste Schritt zur Genesung ist getan. Die „Wahren Menschen“ sind der Ansicht, dass wir nicht einfach  willkürlich Krankheiten zum Opfer fallen. Nur über unseren Körper kann unser höheres, unsterbliches Bewusstsein mit dem individuellen Bewusstsein unserer Persönlichkeit in Verbindung treten. Wenn wir gezwungen sind, unsere körperlichen Aktivitäten einzuschränken, können wir innehaltenund erkennen, welche wirklich wichtigen Wunden wir heilen müssen: verletzte Beziehungen, abgrundtiefe Löcher in unserem Wertesystem, Tumoren von Angst, den zerfressenen Glauben an unseren Schöpfer, verhärtete Gefühle von Unversöhnlichkeit und vieles mehr. Ich musste an die amerikanischen Ärzte denken, die in der Krebstherapie zunehmend mit Visualisierungsübungen arbeiten. Die meisten von ihnen sind bei ihren Kollegen nicht sonderlich beliebt. Ihr Ansatz ist zu „neu“. Hier hatten wir das älteste Volk der Erde, und sie benutzten Techniken, die seit Äonen von Jahren überliefert waren und sich immer wieder bewährt hatten. Aber wir in unseren so genannten zivilisierten Gesellschaften ignorieren die Kraft der Gedanken, weil es ja eine Modeerscheinung sein könnte. Stattdessen sind wir uns einig: Lieber noch ein bisschen abwarten und sehen, wie es bei den wenigen Versuchen funktioniert. Wenn in unserer Gesellschaft bei einem schwerkranken Menschen alle medizinischen Möglichkeiten erschöpft sind und er an der Schwelle zum Tod steht, sagt der Arzt der Familie dieses Kranken, er habe alles in seiner Macht Stehende getan. Wie oft schon habe ich diese Formulierung gehört: „Es tut mir leid, aber wir können nichts mehr für ihn tun. Jetzt liegt alles in Gottes Hand.“ Seltsam, wie rückständig das klingt.

An der Einstellung der „Wahren Menschen“ zu Krankheiten und Unfällen und deren Heilung ist nichts Übernatürliches, und ich bin davon überzeugt, dass es für alle ihre Methoden eine wissenschaftliche Erklärung gibt. Wir versuchen nur, für alle Behandlungsmethoden Maschinen zu erfinden und Techniken zu entwickeln. Die „Wahren Menschen“ sind Beweis dafür, dass es auch ohne elektrische Kabel geht.

(Traumfänger, pp.134 – 136, Goldmann Taschenbuch, 1/98).

Geschichte vom Elefanten und den Blinden.

Das oben gesagte zeigt doch eigentlich, dass die Natur über mannigfaltige Methoden verfügt, einen Heilungsprozess auszulösen. Unsere Erkenntnisse über diese Prozesse sind aber so konditioniert, dass wir , getreu den Worten von Shakespeares Hamlet „die Übel, die wir haben, lieber ertragen, als zu unbekannten fliehn“, d.h. wir bleiben lieber bei alten, festgefahrenen Meinungen, als dass wir neue, unbekanntere uns zu eigen machen und dabei alte Denksysteme über den Haufen werfen müssen. Das tut weh und ist mit viel Arbeit verbunden. Also beharrt man lieber auf alten Ansichten, auch wenn sich zeigt, dass sie ungeeignet sind, gewisse Phänomene zu erklären. 

Wir gleichen dabei den Blinden, die sich ereifern darüber, wie ein Elephant sein müsse. Sie können den Elephanten als Ganzes nicht sehen. Jeder wird nur über den Tastsinn eines Teiles des Elephanten bewusst. Der erste fasst den Rüssel an und behauptet: ein Elephant ist eine Schlange, die sich hin und her windet. Der zweite ergreift den Schwanz und stellt fest: ein Elephant ist ein Seil. Der dritte umfasst ein Bein des Elephanten und sagt: nein der Elephant ist ein Baumstrunk. Der vierte wird eines der riesigen Ohren habhaft und glaubt: ein Elephant ist ein Segel, das sich im Winde bläht.

Aus einer ganz beschränkten Perspektive heraus haben diese Blinden ja alle Recht, aber sie erfassen nicht die Ganzheit des Phänomens Elephant. Sie machen eine neue Erfahrung, und im Vergleich mit ihnen bekannten Grössen versuchen sie, sich ihre Realität zu bauen, die Wirklichkeit zu erklären. So ergeht es uns allen auch mit dem Wissen um Gesundheit. Wir erkennen immer nur ein ganz kleines Segment der Ganzheit, aber nie alles. Seien wir also doch etwas bescheidener und beschränken wir uns wie die moderne Physik darauf, dass wir in dem von uns erfassten kleinen Ausschnitt mit unserem Denkmodell gewisse Resultate erzielen können, dass aber daneben noch eine Unzahl von weiteren Möglichkeiten besteht und wir nie ausschliesslich sagen können: Nur diese Ansicht ist richtig.

Wenn wir uns darauf besinnen, können wir ohne weiteres akzeptieren, dass Schulmedizin und alternative Heilverfahren beide ihre Berechtigung haben und beide zu akzeptablen Resultaten gelangen.

Heilen und Denkprozesse

Nun doch noch ein Wort zum Heilen: Geistiges Heilen hat sich noch nie darum gekümmert, erkenntnistheoretisch zu sein. Es kann damit die vielen Fussangeln umgehen, die in den immer relativen Denkvorgängen liegen. Es beschränkt sich darauf, vorhandene Kräfte nicht zu behindern. Jeder -ismus, jedes System wäre ein Einschränkung, eine Behinderung, unangemessen den intelligenten Kräften, die im Kosmos wirken und die in ihrer Vielfältigkeit bei weitem das übersteigen, was menschlicher Geist in seinem normalen, wachbewussten Zustand erfassen kann. Es begibt sich im Gegenteil auf eine Ebene, die nur über Intuition oder Meditation erreicht werden kann, also dahin, wo das kursive normale Denken verstummt und Platz macht, dem Licht, das in uns steckt und uns am Leben hält. Unser Denken (und sei es noch so umfassend) ist wie der Russ einer Lampe, der die Scheibchen beschlägt, und damit das im Innern immer gleich strahlende Licht verdunkelt. Auf dieser inneren Ebene sind die wild umherirrenden, ruhelosen Gedanken verschwunden und haben Platz gemacht einem Erleben  einer ungeheuren  Ruhe, die höchste Kraft ist. Diese Ebene entzieht sich dem rationalen Analysieren, sie lässt in vollkommener Synthese erleben, sein, was Lebenskraft ist. Darüber zu reden, kann immer nur unvollkommen sein. Es ist eine Ebene, die nur erfahren werden kann, z.B. in echter Meditation, eine Ebene aber, die ohne weiteres nachhaltig sich manifestieren kann nach aussen durch oft „wunderbar“ anmutende Dinge, weil hier andere als die uns bewusst bekannten Gesetzmässigkeiten am Werke sind.

Der Autor: Dr. phil. A. Peter, Freihofstr. 7, 9410 Heiden. Studium der Romanistik an verschiedenen Universitäten. Seit 1970 im Schuldienst tätig in Paris und Zürich, 1976-1987 Hauptlehrer an der Kantons­schule Limmattal Seit 1987 kant. approb. Heilpraktiker AR. Praxis für Geistiges Heilen und Lebensberatung. Prüfungsexperte SVNH für Geistheilen. Mitglied NVS. Aufenthalte bei Schamanen in Mexico und Guatemala. Aufenthalte in Indien, Ladakh, Ceylon und Beschäftigung mit Buddhismus/Hinduismus. Auseinandersetzung mit Sufismus über R.Feild.  Kontakte mit dem griech. Meister Daskalos. Kleine Auftritte in Fernsehen DRS und ZDF. Mitbegründer Appenzeller Heilwochen in Heiden www.hotelheiden.ch/heilwochen.html

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