Was bedeutet „Heilen“ eigentlich? In dem Begriff steckt das Eigenschaftswort „heil“. Laut Duden hat das zu tun mit „gesund; unversehrt; gerettet“ und stammt aus der gleichen Wortfamilie wie das englische „whole“ = „ganz; völlig; vollständig; gesund, heil“. Das Hauptwort „Heil“ gehört ebenso in diesen Zusammenhang und geht in seiner Bedeutung zurück auf „Glück; glücklicher Zufall; Gesundheit; Heilung, Rettung, Beistand“.

Daraus wird klar, dass „Heilen“ eigentlich bedeutet: Zurückführen in einen ganzheitlichen Zustand, in einen Zustand der Unversehrtheit, wo völlige Harmonie herrscht, wo der Mensch eins ist mit den höheren Gesetzmässigkeiten, die unserem Sein zugrunde liegen, wo er ganz ist, der ganze Körper einheitlichen Gesetzen unterliegt und nicht einzelne Teile sich zu verselbständigen beginnen und ihre eigenen Gesetzmässigkeiten entwickeln. Dieser Zustand der Ganzheit und Unversehrtheit ist eben Rettung aus Krankheit und chaotischen Zuständen hinüber in geordnete, vollständig ablaufende Vorgänge. Oder vereinfacht ausgedrückt: Krankheit ist Disharmonie, Gesundheit ist Harmonie, und „Heilen“ bedeutet Überführung aus in irgendeiner Art verursachten disharmonischen Zuständen in harmonischere Zustände.

Die Esoteriker mögen mich bitte nicht falsch verstehen. Ich spreche hier nicht von der letztlich anzustrebenden endgültigen Harmonie mit der Urquelle, die ja erst ausserhalb des physischen Körpers oder nur in einem verklärten Körper in einer Welt jenseits des Dualismus zu verwirklichen ist, sondern von grösstmöglicher Harmonie, wie sie im menschlichen Körper zu erreichen ist. Ein derart weitgehendes Heilen, das zu dieser vollkommenen Harmonie führt, bleibt Avataren und Heiligen vorbehalten, unter die die allerwenigsten unserer Heiler zu zählen sind.

Die Ureinheit

Ich habe von der Ganzheit des Menschen gesprochen, wo nichts gesondert, eigenen Gesetzmässigkeiten folgend, ablaufen kann, wenn der Mensch gesund, heil bleiben will, sondern alles sich in ein grosses, den ganzen Menschen umfassendes Gesetz einordnen muss, damit Gesundheit und Harmonie sich einstellen können.

Doch die Ordnung endet nicht auf der Stufe Mensch. Sie geht weiter zurück auf eine noch viel grössere und umfassendere Einheit, in welcher der Mensch nur ein winziges Partikelchen ist, eingebettet in eine weit grössere Gesetzmässigkeit, in welcher auch alles wieder in Harmonie sein muss und aufeinander abgestimmt ist, wenn nicht der ganze Kosmos gefährdet werden soll. Denn die Ordnung, die im Universum herrscht, muss auch im kleinsten seiner Teile herrschen. Dieses Grundgesetz gilt im gleichen Masse für den Menschen, für das Weltall oder für das Atom. Je mehr wir uns nun diesem Urgesetz annähern, desto mehr nähern wir uns der Grundeinheit, die unsere ganze Menschheit umfasst, oder der Grundharmonie, -gesundheit, die hinter allem liegt.

Daraus folgt eigentlich die Annahme, dass wir alle einen gemeinsamen Ursprung haben, dass wir im Hintergrund eine gemeinsame Verbindung haben, derer wir zwar in unserem Wachbewusstsein nicht gewahr werden, die aber nichtsdestoweniger vorhanden ist und unser gesamtes Tun beeinflusst. Diese Annahme wird auch bestätigt durch heutiges Wissen aus der Psychologie. C.G.Jungs Lehre vom Kollektiv-Unbewussten beruht darauf. Um ein Bild zu verwenden: Wenn wir einen Eisberg ansehen, erkennen wir über der Wasserlinie einzelne Spitzen, die voneinander getrennt zu sein scheinen. Ein Blick unter die Wasseroberfläche zeigt aber, dass diese Spitzen nur die obersten Teile eines immensen, zusammenhängenden Gebildes sind, ursächlich abhängig vom Ganzen und auf Gedeih und Verderb mit der gesamten Eismasse verbunden. Über der Wasserlinie scheinen die Spitzen ein individuelles Gepräge zu haben, scheinen jede für sich zu existieren. Unter der Wasserlinie wird klar, dass diese Spitzen nur einen Bruchteil der Gesamtmasse ausmachen und völlig in ihrer Entwicklung von der viel grösseren Masse unter dem Wasser abhängen. Unser Wachbewusstsein entspricht etwa diesen Spitzen des Eisberges. Darunter werden wir aber geführt vom wesentlich bedeutenderen Unterbewusstsein. Oder noch ein Bild: Wir sind wie die Wellen des Ozeans, jede für sich in ganz individueller Ausprägung. Aber wie wären die Wellen möglich ohne den ganzen Ozean?

Die Verbindung mit diesem gemeinsamen Ursprung wieder herzustellen, darum geht es eigentlich. Wenn wir uns wieder in Harmonie bringen mit diesem Ursprung, dann entsprechen wir den Gesetzmässigkeiten und sind gesund.

Wie entsteht Krankheit?

Wie kommt es denn aber zu Krankheit? Nach dem Gesagten zu schliessen, könnte man glauben, dass wir uns bewusst von den Gesetzmässigkeiten entfernen und damit die Disharmonie auslösen. Sicherlich ist es so, dass durch falsche Ansichten, falsche Gewohnheiten und Irreführungen unseres menschlichen Geistes Barrieren und Fehlleistungen in unserem Körper entstehen. Dies löst Fehlleitung der Lebenskräfte bis zu wahren Kurzschlüssen aus, die dann verhindern, dass sich die Grundgesetzmässigkeiten in vollkommener Harmonie und Perfektion auswirken. Doch wahrscheinlich in weit grösserem Masse sind es Fehler, die aus einem uns im Wachbewusstsein nicht klar erkennbaren Untergrund kommen, aus früheren Fehlentwicklungen, die aus unserem Gedächtnis geschwunden sind, deswegen aber nicht weniger vorhanden sind und zu uns gehören. Diese verborgenen Ursachen zu erkennen, ist sehr wesentlich. Das reine Erkennen führt aber nicht zur Heilung, erst das Ändern des Fehlverhaltens.

Modellvorstellung

Dies einige grundsätzliche Betrachtungen zum Heilen. Nun möchte ich zu erläutern versuchen, was beim Heilen eigentlich vorgeht. Um besser verstanden zu werden, möchte ich eine Modellvorstellung zu Hilfe nehmen.

Wir sind uns alle bewusst, dass Modelle niemals die volle Wahrheit ausdrücken, sondern eine Annäherung an diese darstellen. Sie beleuchten Teilwahrheiten und erklären sehr schön einzelne Aspekte der Wahrheit. Andere werden aber wieder ausser Acht gelassen oder bleiben weitgehend im Dunkeln. Dies ist wie in der Chemie und der Physik, wo das Kalottenmodell des Atoms einzelne Aspekte der atomaren Struktur sehr schön erhellt, während andere ungeklärt bleiben. Solche Modellvorstellungen haben den einzigen Zweck, gewisse Phänomene klar herauszustreichen, sozusagen aus sich herauszustellen, damit wir sie besser erfassen können, besser be-greifen können, im wahrsten Sinne des Wortes. So stellen so genannte „primitive“ Völker Eigenheiten ihres Innenlebens z. B. in einem Totempfahl aus sich heraus, damit sie sie ansehen, berühren, anfassen, be-greifen können.

Die drei Körper

Mein Modell ist das der verschiedenen ineinander liegenden Körper. Der gröbste davon, der rein physische, ist uns allen wohlbekannt. Er ist ja das Hauptstudienobjekt der Medizin. Dieser materielle Körper ist aber nichts anderes als die äusserste Schale eines viel komplexeren Wesens. In diesem Körper sitzen weitere Körper, ähnlich den verschiedenen Schalen und Häuten einer Zwiebel. Je nach Modell oder Schule haben wir es mit bis zu zwölf verschiedenen Körpern zu tun. Der Einfachheit halber will ich einmal, analog einer östlichen Schule, drei Körper annehmen, den physischen, den astralen und den kausalen. Die Zahl der unterschiedenen Körper ist nicht so wesentlich, denn wo die Grenze der Körper liegt, ist für uns nicht auszumachen. Die Übergänge sind fliessend. Der Mediziner arbeitet hauptsächlich im äussersten, physischen Körper. Der Geistheiler aber auf einer Ebene weiter innen, im astralen Körper oder im kausalen. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir von innen heraus leben. Wenn ich also diese inneren Körper bewirke und darin Veränderungen erziele, bleibt dem nächst äusseren Körper nichts anderes übrig, als sich dem von innen kommenden Impuls zu beugen und die vorgenommene Veränderung im Innern auch anzunehmen und an den nächsten, weiter aussen liegenden Körper weiterzugeben. So verwandeln wir uns von innen heraus. Das Innere bleibt aber von den von aussen kommenden Impulsen recht unberührt, d. h. wenn der äusseren Struktur eine innere gegenübersteht, wird die innere obsiegen.

Der Durchschnittsmediziner, der im äusseren Körper arbeitet und der sich nur auf Apparate und unsichere Aussagen der Patienten verlassen kann, wird dadurch sehr oft nur Symptombehandlung machen, anstatt der Ursache eines Übels auf den Grund zu gehen. Der Heiler wird oft die rein physische Ebene verlassen und in der nächst inneren, ev. gar in der kausalen arbeiten und so, wenn die höheren Gesetzmässigkeiten es erlauben, dort behandeln können, wo die Krankheit ihren Anfang nahm. Mediziner und Heiler tun beide ihr Möglichstes. Beide können keine Heilung versprechen. Über das Gelingen entscheiden höhere Mächte.

Was geschieht nun praktisch beim Geistheilen?

Wenn ein Patient zu mir kommt, stelle ich mich so vollständig wie möglich auf vollkommene Harmonie, Licht und Liebe ein. Seine Krankheit interessiert mich eigentlich nicht, d. h. ich versuche nicht in erster Linie festzustellen, was der Patient hat, sondern mein Bestreben geht dahin, mich selbst so weit wie möglich von mir selbst zu befreien, die Tendenzen meines kleinen Egos abzulegen, damit ich so gut wie möglich als eigenständiges, entscheidendes Wesen ausgeschaltet bin und nur noch Werkzeug oder Kanal bin für die Kräfte, die an sich vorhanden sind. Damit gebe ich den anfänglich besprochenen Grundgesetzen die Möglichkeit, durch mich als Mittel zum Ausdruck zu gelangen. Dieses Sich-Zurückziehen versetzt mich selbst in höhere Schwingungen. Ich lege dabei dem Patienten die Hände auf. So werden die in mir entstehenden Schwingungen auf ihn übertragen. Die Hände aufzulegen ist aber nicht unbedingt notwendig, es erleichtert mir nur die Arbeit. Ich kann auch die Kräfte auf einen Mitmenschen übertragen, ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen, aber dies bedingt, dass ich gleichzeitig mich selbst und den Patienten in Harmonie, Licht und Liebe einschwinge, d. h. die Anstrengung meinerseits ist entsprechend grösser.

Die wirkenden Kräfte sind selbst intelligent.

Aus dem Gesagten wird klar, dass es also eigentlich gar keine Rolle spielt, was der Patient für ein Übel hat. Es interessiert den Geistheiler gar nicht. Seine Pflicht ist einzig, so vollkommene Harmonie wie möglich herzustellen. Der Rest wird von den höheren Gesetzmässigkeiten automatisch vollzogen. Je mehr es dem Geistheiler dabei gelingt, sich gänzlich zurückzuziehen, sich abzuschalten, desto mehr fliessen die an sich überall vorhandenen Kräfte und tun ihr Werk dort, wo es nötig ist. Die Kräfte fliessen dorthin, wo sie gebraucht werden, ob das der Geistheiler nun weiss oder nicht.

Ein schönes Beispiel dafür kommt vom englischen Heiler Tom Johanson, der während Jahren öffentliche Heilungen vollbrachte. Der Andrang der Patienten war riesig, und daher blieb kaum Zeit, auf die einzelnen Patienten einzugehen. Pro Person blieben nur wenige Minuten für die Heilung. In Vancouver kam einmal ein Kind ohne Haare zu Tom, der natürlich gleich dachte, die fehlenden Haare seien das Problem des Mädchens, ohne es weiter zu fragen. So bemühte er sich denn, die Haare wieder zum Wachsen zu bringen. Sechs Monate später rief ihn dann die Mutter des Mädchens an und bedankte sich sehr, indem sie sagte, sie sei über­glücklich, denn ihr Kind müsse nun nicht zur vorgesehenen Nierenoperation gehen, es sei völlig geheilt. Erst jetzt erfuhr also Tom, dass das wahre Problem des Mädchens seine Nieren gewesen waren. Die Kräfte waren automatisch dorthin gegangen und hatten ihr Werk vollbracht ohne Toms Wissen. (Aus “The Unwilling Healer” von W. H. Mackintosh, Kapitel 9, p. 51, Regency Press, London und New York, 1979}

Filter für diese intelligent wirkenden Kräfte.

Es wurde erwähnt, es spiele keine Rolle, was der Patient für ein Übel hat. Es ist aber natürlich abhängig davon, in welchem Masse jemand fähig ist, die heilenden Kräfte wirken zu lassen. Ein Wesen wie Christus verfügt in einem derartigen Masse über diese Fähigkeit, dass sich die Kräfte augenblicklich an jedem beliebigen Ort im Körper voll auswirken. Je weniger der Heiler aber entwickelt ist, desto mehr bremst er die Kräfte durch seine Unvollkommenheit, desto weniger durchdringend werden sie und desto länger muss er zeitlich wirken, bis eine Heilung eintritt. In diesem Fall kann es natürlich für ihn sehr von Nutzen sein, zu wissen, wo die Ursache des Übels des Patienten liegt, denn dann kann er direkt am Ort wirken und damit das Manko an Durchschlagskraft etwas wettmachen, indem er die reduzierten Kräfte nicht auf allen Umwegen zur Quelle des Übels schickt, sondern sich direkt dorthin wendet.

Liebe und Heilen

Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig die Liebe im ganzen Heilungsvorgang ist. Liebe ist das Gegenteil von Eigennutz, sie ist völlige Hingabe, völliges selbstloses, bedingungsloses Dienen. Sie hat nur das absolute Wohl des Mitmenschen zum Ziel. Wer in Liebe dient, schaltet sich völlig aus. Er wird wahr machen, was im „Vater unser“ steht, nämlich „Dein Wille geschehe“. Damit schaltet er sich auch aus in der Hinsicht, dass er nicht einem anderen helfen will, um damit für sich selbst etwa Ruhm und Anerkennung zu ergattern. Denn „Dein Wille geschehe“ beinhaltet auch, fähig zu sein, zu akzeptieren, dass ev. einmal Heilung nicht eintritt, wie man es gerne möchte, sondern dass höhere Gesetzmässigkeiten anders und sicher weiser entschieden haben, auch wenn es für uns nicht einsichtig ist. Liebe steht sicher auch ganz entschieden im Gegensatz zu profitorientiertem Heilen. Wo ich solche Honorare verlange, dass ich meinem Nächsten ein wirkliches Opfer abverlange, müsste ich mir darüber klar werden, dass dies mit Liebe nichts mehr zu tun hat.

Mitgefühl, nicht Mitleid

Es sei hier noch auf einen wesentlichen Unterschied hingewiesen. Liebe hat nichts zu tun mit Mitleid. Mitleid bewirkt, wie das Wort es ja schon ausdrückt, dass man mit dem ändern mit-leidet. Dies heisst aber, dass man seine Schwingungen herabmindert auf die niedrige Schwingungsrate des Kranken, respektive der Krankheit des Patienten. So zieht man sich selbst in Mitleidenschaft, und am Schluss sind da gleich zwei, die gesund werden sollten. Liebe aber erhöht die Schwingungen, bringt den Patienten auf ein vollkommeneres Niveau, näher an die höheren Gesetzmässigkeiten, die alles lenken, und überträgt so diese Harmonie auf ihn und heilt ihn.

Der Zweifel zerstört

Viele werden nun sagen, wenn dies so einfach sein sollte, warum funktioniert es denn nicht bei mir? Ich denke doch auch, ich bin gesund und in Harmonie und trotzdem stellt sich die Gesundheit nicht ein. Der Unterschied liegt im Mass des Zweifels, der diese Gedanken begleitet. Wenn ich denke, ich bin gesund, und nachher aber sofort hingehe, um zu überprüfen, ob diese Aussage auch stimmt, beweise ich damit nur, dass ich gar nicht daran glaube, gesund zu sein. Das Überprüfen zeigt nur meine Zweifel auf. Ich will das an einem Beispiel erhellen: Jedermann ist gewiss, wenn er eine Pflanze setzt, dass diese Pflanze wachsen wird. Er sieht zwar, nachdem er sie gepflanzt hat, nicht unmittelbar das Wachstum der Pflanze, aber er weiss, dass in einigen Tagen oder Wochen die Zeichen des Wachstums unübersehbar sein werden. Sie wird neue Triebe, Blätter und Blüten angesetzt haben. Wenn ich nun aber hingehe und jeden Tag die Pflanze wieder ausreisse, um mich zu überzeugen, dass sie Wurzeln getrieben hat, dann kann ich sicher sein, dass die Pflanze nicht gedeihen wird. — Der Zweifel ist nichts anderes als das Ausreissen der Pflanze in unserem Beispiel. Er verhindert, dass sich die Kräfte entfalten können.

Begreifen und Sein

Es besteht ein riesiger Unterschied zwischen dem verstandesmässigen Begriffen-Haben einer Sache und der Verwirklichung eines Gedankens. Auch hierzu ein Beispiel: Es kommen in letzter Zeit immer mehr die Feuerlaufrituale in Mode. Man läuft dabei barfuss über eine Fläche glühender Kohlen, ohne sich die Fusssohlen zu verbrennen. Wenn man nun so vor der über 400 Grad heissen Kohle sitzt und vorher noch in allen Farben ausgemalt erhalten hat, was passiert, wenn man sich falsch verhält (Verbrennungen 3. Grades, keine Haut mehr an den Füssen, Spitalaufenthalt von ca. sechs Wochen, kein Arzt in der Nähe, der einem beistehen könnte, etc.), dann wird einem der Unterschied klar. Natürlich war man überzeugt, dass es funktionieren muss, sonst wäre man gar nicht hingegangen. Aber in diesem Moment wird einem schlagartig klar, wie weit man noch davon entfernt ist, diese Idee wirklich zu sein, nicht nur sie verstandesmässig begriffen zu haben.

Nicht werden, sein!

Damit bin ich bei einem anderen wesentlichen Punkt. Wir sagen fälschlicherweise: ich werde gesund, anstatt: ich bin gesund. Mit diesem „werden“ grenzen wir uns ab, schaffen wir Distanz und Barrieren zu der ursprünglichen Harmonie, die ständig in uns vorhanden ist und die wir eigentlich nur wahrhaben müssen, damit sie sich entfalten kann. Je mehr es uns gelingt, diese innere Harmonie festzuhalten und sie einfach zweifelsfrei zu sein, desto harmonischer oder gesünder sind wir und desto bessere Heiler sind wir. (Joh. 14,12: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird grössere als diese tun.“)

Wirkkraft des konzentrierten Gedankens

Ein wesentlicher Punkt dabei ist die Fähigkeit, diesen Gedanken unbeirrbar und rein festhalten zu können. Leider haben wir es seit Kindesbeinen verlernt, unsere Gedanken im Zaum zu halten. Sie irren von einem zum ändern. Es gelingt uns kaum für ein paar Sekunden, einen einzigen Gedanken festzuhalten, und schon werden wir wieder überschwemmt mit neuen Gedanken. So können diese Gedanken gar nicht an Intensität gewinnen, die Kraft, die wir ihnen zugestehen, wird gleich wieder zersplittert. Je länger ich aber einen einzigen Gedanken halten kann, desto intensiver wird seine Wirkung, bis er sich materialisiert. Wenn ich einen Gedanken allein ruhig und entspannt festhalten kann, werde ich zu diesem Gedanken, erbricht sich Bahn aus mir heraus und verwandelt mein Äusseres. Wenn ich also als Geistheiler den Gedanken der absoluten Vollkommenheit rein über Minuten erhalte, dann hat Krankheit keine Chance, sie sieht sich als ungebetenen, nicht beachteten Gast und verlässt mich. Dies ist nicht Verdrängung, sondern echtes Ablegen, Darüberstehen.

Fremde Intelligenz, Geister

Noch ein Wort zu Geistern etc. Immer wieder hört man Heiler sagen, sie werden von hohen Wesen und Geistern geleitet bei ihrer Arbeit. Ich möchte dies nicht im Geringsten in Abrede stellen. Solche Wesenheiten gibt es. Nur möchte ich warnen davor, sich an irgendwelche Wesen zu halten. Wer garantiert, dass die sich meldenden Wesen so genannt „höhere“ Wesen sind? Sehr oft werden wir genarrt durch ein Wissen, das natürlich weiter geht als unsere fünf Sinne es ermessen können. Jegliches Wesen, das nicht im physischen Körper ist, hat die Möglichkeit umfassenderer Schau. Es ist etwa, wie wenn wir in einem Zimmer sind und durch das Schlüsselloch zu erfassen suchen, was auf der anderen Seite der Tür im Zimmer nebenan passiert. Wir sehen nur Silhouetten und Bruchstücke des Tuns im anderen Zimmer und müssen uns zusammenreimen, was das ganze Treiben soll. Sobald wir aber die Tür öffnen und die Schwelle zum andern Raum überschreiten (dies symbolisiert ja den Sterbevorgang, das Ablegen der Beschränkung unserer physischen Sinne), erfassen wir schlagartig das ganze Treiben, und oft erscheint es uns dann in einem ganz anderen Licht. Es werden Zusammenhänge klar, die aus der beschränkten Schlüsselloch­perspektive nicht ersichtlich waren. Wir sind uns dabei auch bewusst, dass wir mit dem Überschreiten der Schwelle nicht unsere Art geändert oder uns gar dadurch weiterentwickelt haben, nein, wir sind nach wie vor ein und dieselben, aber unsere Schau hat sich gewaltig verändert. Wenn wir nun einem im Zimmer hinter geschlossener Tür Zurückgebliebenen unsere neuen Einsichten vermitteln, mag es diesem sicher so erscheinen, als hätten wir plötzlich eine höhere Entwicklung, dass wir fähig sind, solche Dinge zu schauen. So ist es oft mit solchen Wesenheiten. Es sind unter Umständen Verstorbene, die weiter auf ihrer irdischen Entwicklungsstufe bleiben, aber, nun bar der Beschränkungen unserer fünf Sinne, eine erweiterte Schau geniessen und uns daher in weit positiverem Licht erscheinen. Warum sollen wir uns solchen Erscheinungen anvertrauen, immer auf die Gefahr hin, kein wirklich „höheres“ Wesen zum Partner zu haben. Warum machen wir nicht Gebrauch von unserem Geburtsrecht, Kinder Gottes zu sein, und wenden uns direkt an die höchste Quelle! Das Schöpfungsprinzip braucht keine Mittler, um sich mit seinen Geschöpfen in Verbindung zu setzen!

Schlusswort

Ich möchte noch anfügen, dass ich nicht glaube. Geistheilen sei besser oder schlechter als irgendeine andere Methode. Wer seine Methode im richtigen Geiste, nämlich mit Liebe und Hingabe und dem Ziel, seinem Nächsten zu helfen, einsetzt und sich dabei in den Hintergrund stellt, hat alle Voraussetzungen, Gutes zu vollbringen. Nicht die Methode macht es aus, sondern der Mensch, der sie ausübt, adelt oder verunstaltet die Methode. „An ihren Werken werdet ihr sie erkennen“, nicht an ihren schönen Worten!

Der Autor: Dr. phil. A. Peter, Freihofstr. 7, 9410 Heiden. Studium der Romanistik an verschiedenen Universitäten. Seit 1970 im Schuldienst tätig in Paris und Zürich, 1976-1987 Hauptlehrer an der Kantons­schule Limmattal Seit 1987 kant. approb. Heilpraktiker AR. Praxis für Geistiges Heilen und Lebensberatung. Prüfungsexperte SVNH für Geistheilen. Mitglied NVS. Aufenthalte bei Schamanen in Mexico und Guatemala. Aufenthalte in Indien, Ladakh, Ceylon und Beschäftigung mit Buddhismus/Hinduismus. Auseinandersetzung mit Sufismus über R.Feild.  Kontakte mit dem griech. Meister Daskalos. Kleine Auftritte in Fernsehen DRS und ZDF. Mitbegründer Appenzeller Heilwochen in Heiden www.hotelheiden.ch/heilwochen.html

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